Guten Morgen letzter Tag auf dem (nicht mehr) JMT !
Heute Nacht war leider kein großer BlueMOON am Himmel, aber es war trotzdem so hell draußen, das man dachte, es wäre schon Sonnenaufgang.
Um 6:00 Uhr schälte ich mich aus meinem Schlafsack und begann ein letztes Mal mit der Morgenroutine in der Wildnis.
Die Sonne ging langsam in unserem Rücken auf und leuchtete die Berggipfel an, so dass sie anfingen rot zu leuchten. Es war windig... so wie gestern Abend schon. Eine andere Wanderin hatte den aufkommenden Sturm angekündigt und er sollte sich bewahrheiten!
Yui hatte es heute eilig... sie wollte zeitig am Trailhead sein, damit wir noch jemanden finden, der uns mit nach Bishop mitnimmt... TRAMPEN!
Es war Donnerstag, vor einem Holiday Weekend (Labor Day) und am Wochenende fährt das Sierra Shuttle nicht. Sprich, wir waren beide darauf angewiesen morgen (FREITAG) ein Platz im Shuttle zu bekommen, damit wir nicht drei Tage in Bishop festsaßen. Ich sah es etwas entspannter als Yui, da ich nicht so einen Zeitdruck wegen meiner Arbeit hatte... ich hatte FREI und mein Rückflug war am 14.9. geplant :)
Dennoch wollte ich heute sehr gerne, nach 11 Tagen im Zelt, in einem Bett übernachten. Außerdem brauchte ich für meine wunden Blasen dringend medizinische Utensilien ...und eine DUSCHE wäre auch mega :)
Also wurde, während das Wasser im Kocher zu sieden begann, das Zelt abgebaut und der Rucksack wieder fertig gepackt.
Um 7:15 Uhr ging es los...
Es startete gleich mit den fehlenden Höhenmetern die es zum Dusy Basin noch benötigte.
Der Himmel strahlend BLAU und es sah überhaupt nicht danach aus, dass es stürmte und ein Unwetter auf dem Weg war.
Die Aussicht blieb einfach traumhaft schön und bestätige mich immer wieder, warum ich HIER war.
Nach ein paar Switchbacks kam eine Brücke, die einen leichten Knick hatte und in sich gebrochen war. Darunter durch führte ein Wasserfall. Sie wirkte jedoch noch recht stabil und offensichtlich sind schon mehrere Wanderer über diese Brücke gekommen und gegangen. So zumindest einigen Kommentaren aus der FarOut App.
Ganz nach dem MOTTO "Das Universum passt auf mich auf" und "...wird schon...!" ging ich zuerst langsam und dann schnellen Schrittes über die Brücke. Natürlich hat sie mich gehalten *lol*
Jetzt fehlte nicht mehr viel und ich erreichte das Plateau des Dusy Basin.
Wunderschön war es hier und ich freute mich, dass ich zum Ende meiner Wanderung über so einen schönen Pass gehen durfte.
Es war alles unglaublich grün und wirkte so frisch. Die Farbkombinationen GRAU, BLAU und GRÜN haben es mir eh angetan.
Der Wind war gnadenlos und pustete über das Basin. Ich befand mich auf gut 3300 HM und wenn ich zu Beginn meiner Wanderung zurückdenke, machte mir diese Höhe überhaupt nichts mehr aus. Natürlich blieb der Aufstieg anstrengend und auch mit den zusätzlichen 16 kg auf dem Rücken, sollte man sich nie überschätzen. Aber im Vergleich zu meinem ersten Aufstieg am DONOHUE PASS, wo ich dachte, ich komme niemals hoch, war das heute ein "Kinderspiel" ;)
Bevor der Trail wieder an Steigung gewann und zum Pass hochführet, blieb es ein kurzes Stück eben. Ich genoss die einfachen Schritte und ließ das HIER SEIN einfach auf mich wirken.
Die Steigung kam, denn es ging ja noch auf 3650 HM hoch... da lag der Bishop Pass, denn es zu übergehen verlangten, wenn man die Sierra Nevada hier verlassen wollte.
Also nochmal "beißen" und step-by-step den Anstieg angehen. Aufgrund des Windes bin ich öfters mal innegehalten, um nicht von einer Böe geschubst zu werden.
Hier mal ein kurzes Video :
Umso höher man kam, umso windiger wurde es. Das Gute war, dass der Wind einen allerdings zum Pass hindrückte... allerdings mit enormer Kraft, was ich vorher auch noch nicht erlebt hatte.
Mit gesenkten Kopf, damit der Wind die Cappy nicht wegpustete, stieg ich immer weiter an. Ich vergass mich aber nie umzudrehen, um eine Aussicht auf das Dusy Basin zu erhaschen.
Der Blick nach oben zum Pass wurde karger und später auch wieder schneereicher!
Ich schleppte mich weiter hoch, als plötzlich eine bekannte Stimme meinen Name rief. Im Wind kaum zu verstehen, aber ich schaute auf und sah PETE :)
Pete hatten wir im VVR kennengelernt.
Er war alleine unterwegs und ihn quälten Nachts eine Art Panikattacken, so dass er kaum Luft bekam. Er hatte mir davon erzählt... Als wir am Marie Lake waren, campte er auch in der Nähe und ich bot ihm an, dass er mich jederzeit wecken könnte, wenn es ihm Nachts schlecht ginge. Er nahm das Angebot dankend an.
Am nächsten Morgen kam er zu mir rüber und bedankte sich erneut... er habe das erste Mal fast durchgeschlafen und KEINE Panikattacke gehabt.
Da er bei der Muir Ranch resupplied hat, trennten sich unsere Wege, auch weil er schneller unterwegs war. Er wollte auch über den PIUTE PASS raus, da er in Bishop einen Freund treffen wollte, der ihn ein Stück auf dem JMT begleiten wollte.
Wir tauschten Nummern aus, da auch er über ein Garmin InReach verfügte, so dass wir uns zusammenschreiben können, wenn er zurück auf dem Trail ist.
Pete zeigte sich bestürzt, dass ich beschlossen hatte den Trail wegen meinen Blasen zu verlassen, aber konnte es natürlich verstehen.
Hier ein Bild vom Selden Pass mit dem Marie Lake im Hintergrund.
Ich wünschte ihm alles Gute und HAPPY TRAILS.
Es ging weiter und der Wind nahm rapide zu... es waren keine Böen mehr, sondern durchgehend STURM.
Beim Versuch ein Video zu machen, flog mir das Handy fast aus der Hand.
Jetzt fehlten noch ca. 100 m zum Pass und ich stemmte mich gegen den Wind. Der Trail war stellenweise noch unter einem Snowfield vergraben, so dass man zusätzlich noch auf seine Schritte schauen musste!
Um 10:20 Uhr erreichte ich das Schild auf dem BISHOP PASS !
Unglaubliche 3649 m über NULL ... und das sollte dieses Jahr auch mein höchster Pass bleiben.
Ich hielt mich nicht lange auf, den der Wind stoppte hier nicht, um den Hikern einen Gefallen zu tun. Die Natur interessiert DAS nicht!
Es ging natürlich bergab weiter und es folgte ein weiteres Schneefeld, was vorsichtig überstiegen wurde. Auch hier waren bereits Fussspuren hinerlassen, so dass man nur folgen musste.
Ich wartete noch auf Yui, bevor es die gnadenlosen Switchacks vom Pass runter ging... Die Aussicht hinter dem Pass war einfach mal wieder der Wahnsinn <3
Dann ging es weiter runter und ja, auch hier war kein Abschwäche des Windes zu vernehmen. Stellenweise ging ich in die Hocke, um nicht vom Trail weggepustet zu werden... das war schon erschreckend.
Zum Glück hatten wir den steilsten Teil schnell hinter uns uns.
Es folgte immer mal wieder kurze Schneefelder, aber ansonsten war es ein schönes stetiges bergab gehen in einer tollen Kulisse.
Wir kamen an viele glasklaren Seen vorbei, gingen über kleine Stegs oder Stonebridges und folgten dem Weg immer weiter bergab.
Ich hätte gerne noch eine Pause gemacht, aber merkte an Yui´s Reaktion, dass sie gerne weiter wollte... Pinkeln durfte ich dann doch mal kurz ;)
Ca 2 1/2 std nach dem Pass erreichte wir das Schild, was uns das VERLASSEN des John Muir Wilderness ankündigte. Ich würde ein wenig melancholisch und vll sogar traurig...
Von hier waren es gerade mal 20 min bis zum Trailhead, den wir um 13:10 Uhr erreichten...
Puh... das war's !!!
Hier und JETZT endete meine Wanderung auf dem John Muir Trail !!!
Nach monatelanger Planung und Vorfreude auf diese Wanderung, war es VORBEI...
...wenn auch gezwungenermaßen und so natürlich nicht geplant, ...aber die ZEIT des Campen in der Wildnis, jeden Tag WANDERN und getrocknete Trekkingmahlzeiten essen, waren in diesem MOMENT beendet...
31.08.2023