Für mich endete die Nacht im 4:30 Uhr... ich war dann einfach wach und ausgeruht. Der klare Sternenhimmel lud zum Anschauen ein.
Gegen 6:00 Uhr bin ich dann aus dem Zelt gekrabbelt und suchte meinen Bärenkanister. Der wartete brav an Ort und Stelle, wo ich ihn abgelegt hatte.
In den Nachbarszelten wurde auch schon rumgewuselt und mein Wasser fing auch langsam an im Kocher zu brodeln.
Um 7:45 Uhr ging es heute Morgen los. Gleich zu Beginn galt es den Selden Pass zu überqueren, der ein paar Höhenmeter und Switchbacks bereithielt.
Die Aussicht war einfach der absolute Wahnsinn <3
Hinter dem Pass ging es traumhaft weiter. Es kamen ein paar Schneefelder, die aber einfach zu überqueren waren. Der WETTERGOTT war wieder auf unserer Seite. So machte das Wandern einfach Freude.
Beim Sallie Keyes Lake wurde es wieder grüner.
Ich hätte auf dem Weg bestimmt vier Fähnchen für zukünftige CampSites setzen können, so wunderschön ist es <3
Nach den Seen ging es lange bergab. Die Sonne prallte vom Himmel und meine Füße waren nicht wirklich glücklich in den Schuhen. Auch wenn die Aussicht wunderschön war, es war auch echt anstrengend.
Nach 3 Std erreichten wir den Junction zum Florence Lake. Hier ging es zur Muir Trail Ranch. Es war mein erstes Mal auf dem JMT und ich eigentlich geplant, dass ich dort einen Halt mache... so sah es der geschmiedete PLAN in Deutschland vor... jetzt auf dem Trail war eh alles anders und aus Gesprächen mit NOBO Hikern, lohnte sich der Abstecher nur, wenn man ein Re-Supply Paket hätte oder eine Reservierung. Beides war nicht vorhanden und das heutige Ziel bestand darin, noch den "reißenden Strom" South Fork San Joaquin River zu überqueren.
Yui erzählte mir noch dass die Junction die offizielle MITTE des JMT sei <3
Es ging weiter leicht bergab, bis wir auf die Zusammenkunft des Piute Creek mit dem South Fork San Joaquin River trafen. Hier war die offizielle Detour für die zusammengebrochene Brücken am South Fork San Joaquin River. Hier wurde, ganz im amerikanischen Style, auch mehrmals darauf hingewiesen. Weiter befand sich ein handschriftlich-gefertigter Zettel darunter, den NOBO Hiker hingehängt haben. Ein Zettel mit Koordinaten für die Flußüberquerung VORHER, denn die Brücke wurde mittlerweile durch NPS Personal demontiert und KEINER kam mehr in die Nähe!
Ich hatte mir im Vorfeld viele Gedanken gemacht, was ich tun werde, wenn ich bei der Brücke bin. Sehr einladend zum Überqueren war sie nicht mehr, aber aufgrund der Berichte anderer Lebensmutigen, war ich fest entschlossen, es zu versuchen... diese Option gab es nicht mehr...
Gleichzeitig war hier auch die Grenze zum Kings Canyon NP... es heißt, das es ab hier noch schöner wird und man erst jetzt in den Genuss der FREIHEIT kommt. Wir füllten unter der Brücke noch unsere Wasserflaschen auf und stolzierten dann in den Königspark.
Und ja... es wurde gleich SCHÖNER <3
Vll war es Einbildung oder das tolle Gefühl, dass man es bis hier geschafft hatte.
Die Felsen ragten in den Himmel und neben dem Trail floss der South Fork San Joaquin River meistens mit donnernden Getöse flussabwärts.
Es lagen noch gute 4 km vor uns, bevor wir nach einer Möglichkeit Ausschau halten konnten, um den Fluß zu durchqueren.
Der South Fork San Joaquin River beeindruckte mit seiner Kraft und ich fragte mich mit Blick auf die Strömung, ob das klappen wird.
Um 14:45 Uhr erreichten wir die Stelle und die Suche nach DER geeigneten Stelle begann. Ehrlich gesagt, sah für mich alles NICHT geeignet aus, aber ca. 300 Meter vor der Brücke wirkte das Wasser ruhiger... allerdings immer noch sehr schnell.
Zu Dritt wagten wir uns ins kalten Nass. Wir wechselten keine Schuhe oder versuchten die Hose hochzukrempeln. Machte keinen Sinn, da das Wasser Hüfthoch war.
Ich gestehe... DAS war echt heftig. Die Strömung war stark und selbst für die Trekkingpoles mit wenig Angriffsfläche braucht ich viel Kraft, um sie festzuhalten. Vor allem brauchte ich sie auch, um mich gegen die Strömung zu stemmen.
Ich hätte fast die Balance verloren und dann hätte mich der Fluß auch einfach mitgerissen. Ich war mit dem halben Hintern im Wasser und durch den schweren Rucksack, der auch noch ausgehalten werden musste... wäre ich chancenlos gewesen...
Das UNIVERSUM wollte das ich bleibe und so schafften wir DREI es alle zusammen auf die andere Seite! DANKE!!!
Mir zitterten noch die Beine, als es ein paar Meter über Felsen und durch Buschwerk ging. Meine Blasen meldeten sich auch zu Wort und ich wollte einfach nur noch aus meinen Schuhen.
Die Campsites direkt an der Brücke waren durch das NPS Personal belegt und eine junge Frau bat uns noch ein Stück weiterzugehen...
Die Brücke hing mittlerweile im Wasser ...
Es ging also noch ein paar hundert Meter weiter, bis wir die erste CampSite NACH der Brücke erreichten. Wir waren uns einig... hier bleiben wir :)
Der Spot lag im Wald unweit des Flusses und es war ein Sammelort für Moskitos :( ... so viele hatten wir vorher noch nicht. Mein HeadNet lag in der HikerBox im VVR...bitte keine Nachfrage *hahaha* Nützt alles nichts und ich musste da durch... irgendwann resigniert man ja auch bzw. schlägt sich ohne nachzudenken.
Trotzdem war es schön hier, auch wenn es heute mal keine richtige Aussicht gab.
Bevor ich mein Zelt aufschlug, verarztete ich meine Blasen. Die sahen nicht wirklich gut aus und der Gedanke, dass ich vorzeitig den Trail verlassen werde, wurde LAUTER in meinem Kopf...
Ich war heute etwas langsamer und während meine beiden heutigen Wegbegleiter schon ihr Essen vorbereiteten, baute ich mein Zelt auf. Das SCHÖNE war, es machte nichts... es gab hier einfach keinen Zeitdruck oder überhaupt DRUCK.... Als mein Meal fertig war, setzte ich mich einfach zu ihnen und wir ließen den Tag am Fluss ausklingen.
28.08.2023