Im Dunkeln wurde ich wach und "musste" das Zelt verlassen. Sich aus dem warmen Schlafsack zu pellen, war jeden Morgen eine kleine Überwindung. Aber wenn man es geschafft hat, wundervoll!
Wie durch ein Wunder funktionierte heute Morgen mein Kocher und ich kam in den Genuss eines heißen Kaffees <3
Meine Zeltnachbarin war auch schon wach und hatte ihr Equipment schon fast fertig gepackt. Sie verließ den Platz vor mir und man wünscht sich "Happy Trails". Das wir ab dem Garnet Lake den Rest des Trails zusammen laufen werden. wußten wir an diesem Morgen noch nicht.
Nachdem auch ich mein Hab und Gut zusammengepackt hatte, ging es für mich auch zurück auf den Trail. Der blaue Himmel lud zum Freuen ein und ich verließ mit einem Lächeln den Ruby Lake.
Heute ging es hauptsächlich bergab. Red Meadowas, mein heutiges Tagesziel lag auf 2300 HM und war ca. 25 km entfernt. Ein straffes Ziel, aber wenn ich in RM übernachten wollte, machte alles andere kein Sinn. Ich hatte ja auch den ganzen Tag Zeit!
Der Garnet Lake erschien kurze Zeit später vor mir und bot eine wunderschöne Aussicht.
Hier traf ich auch Yui (meine Zeltnachbarin) wieder. Sie genoss ihr Frühstück auf einem Felsvorsprung.
Noch ging ich alleine weiter, aber ab der Brücke am See, welche es zu überqueren gab, kamen wir ins Gespräch und sie wurde meine "Tramily" (Trail-Family). Das tat sehr gut und obwohl ich eine bekennende Solo-Hikerin bin (sie auch), blieben wir zusammen.
Es war anders auf dem JMT... gerade Abends auf den Campspot war es mehr als angenehm nicht alleine zu sein. Jeder machte zwar trotzdem sein Ding, aber man blieb unausgesprochen zusammen. Ich konnte damit sehr gut leben <3.
Es ging also gemeinsam weiter. Sollte ich in Zukunft von "wir" sprechen im Text, wisst ihr warum :)
Es folgten noch einige Seen auf dem Stück nach Reds Meadow: Shadow & Rosalie sowie Gladys & Vivian und Trinity & Johnston. Alle hatten ihren Charme und jeder hatte Anspruch auf Aufmerksamkeit. Es war einfach wunderschön.
Aber auch ohne Ausblick auf ein Gewässer, zeigte die Natur ihre Schönheit.
Es ging weiter stetig bergab und wir kamen dem Devils Postpile immer näher. Vorher stand aber tatsächlich noch eine Flußüberquerung an, die nicht zu umgehen war. Zumindest nicht in naher Umgebung. Hier wurden die Schuhe gewechselt, damit wir kurz vor dem Ziel keine nassen Latschen mit zum Schlafplatz brachten.
Der Durchmarsch war erfrischend und easy. Dahinter erwarteten uns eine Horde Moskitos, während die Schuhe wieder zurückgewechselt wurden.
Von hier zog sich der Weg allerdings gefühlt in die Länge. Die Beine waren müde und man wollte ankommen. Man freute sich über Schilder, die einem suggerierten, dass man es bald geschafft hatte.
Es kreuzten die ersten Tageswanderer den Weg und einige fanden unseren Anblick so spannend, dass sie viele Fragen hatten. Das war angesichts des eigenen "müden" Zustandes zwar nett, aber auch anstrengend ;)
Man nahm dennoch an dem Gespräch teil und verabschiedete sich freundlich.
Das Nationalmonument wurde am Rande gestreift und natürlich für ein Foto stillgestanden. Der Drang endlich anzukommen wurde größer und so ging es zügig weiter.
Endlich erreichten wir die Straße und kurze Zeit später auch das Resort um Red´s Meadow. Hier tummelten sich Tagestouristen und Thru-Hiker gemeinsam um die Tische. Es wurde gegessen, geredet und organisiert.
Wir freuten uns auf die Dusche und Waschmaschine und nutzten ebenfalls die "Ladestation", um unsere Stromfresser wieder vollständig aufzuladen. Hier herrschte Einigkeit und alle waren in dem selben Boot. Das beeindruckte mich sehr und gefiel mir gut. In der anonymen Großstadt aus der ich komme, war es sehr einfach nicht bemerkt zu werden. Hier war das Anders... man konnte einfach nicht anders, als sich mit Gleichgesinnten auszutauschen.
Nachdem "vor Ort" alles erledigt war, ging es auf den Campground. Dort gab es offiziell kein Backcountry Bereich mehr und so fragten wir einfach ein Pärchen, auf der erstbesten Site, ob wir unsere Zelte mit auf den Platz stellen dürfen. Platz war ausreichend vorhanden. Es wurde zugestimmt und die Kosten geteilt. Das Pärchen war ebenfalls auf dem JMT unterwegs und man sah sich die nächsten Tage immer wieder.
Es war später als gestern und bis ich mein Zelt aufgebaut und gegessen hatte, war es schon dunkel. Gar kein Problem ... ich bin doch jetzt eine erfahrene Thru-Hikerin :)
23.08.2023